Luxury Sleepover
Interview:
Anna Heinrichs entwirft Pyjamas. Zum Schlafen sind sie fast zu schön.
Frau Heinrichs, wann war Ihre letzte Pyjamaparty?
Ich glaube, ich hatte nie eine! Komisch, denn heute kann ich mir ein Leben ohne Pyjamas nicht mehr vorstellen.
Es ist ungewöhnlich, dass sich eine junge Designerin auf Nightwear spezialisiert. Wie kam es dazu?
Bei der Suche nach einem Pyjama für mich selbst wurde mir klar, wie wenig Auswahl es gibt. Blau, Streifen, Karos – das war’s. Alles wirkte angestaubt und eintönig.
Ganz anders ihre Kollektionen. Die sind ein wahrer Farbenrausch mit auffälligen Prints, die an die Werke alter Meister erinnern.
Ich lasse mich vom Design und der Kunst des viktorianischen Zeitalters inspirieren. Für die spezielle Ästhetik mit den vielen Details und Verzierungen prägten Kunsthistoriker später den Begriff „Horror Vacui“.
Horror Vacui heißt auch ihr Label. Was bedeutet der Begriff genau?
Das ist lateinisch und bedeutet „Die Angst vor der Leere“. Auf die Kunst von damals bezogen geht es um den Wunsch, jede noch so kleine Fläche mit Farbe und Muster zu füllen.
Die meisten jungen Leute tragen heute Unterwäsche beim Schlafen. Finden Sie das stillos?
Ich finde, es hat etwas Würdevolles und Zeremonielles, sich hochwertige Nachtkleidung anzuziehen.
Dabei galten Zweiteiler im Bett lange Zeit als unschicklich – zumindest für Frauen.
Stimmt, vor 100 Jahren sollten die nur Negligees mit Spitzenbesatz zu tragen. Bis Coco Chanel kam und gesagt hat, ich bin jetzt mal so lässig und nähe mir einen Seidenpyjama.
Coco hat ihre eleganten Pyjamas sogar tagsüber getragen. Sie auch?
Natürlich! Mit den entsprechenden Accessoires lassen sich die Pyjamas ganz unterschiedlich stylen. Und das Oberteil geht ja ohne weiteres als Bluse oder Blazer durch. Eine Kundin hatte diesen Sommer eine Horror Vacui Pyjama-Short mit Tanktop und Stiefeln kombiniert. Das sah toll aus!
PHOTOS DIRK BADER C/O. THEREP.DE, ANNA HEINRICHS