Britische Kaffeekultur

 

Individuelle Kaffeemischungen und leidenschaftliche Baristas – die britische Kaffeeszene floriert. In der letzten Dekade hat die britische Cafészene einen neuen Weg eingeschlagen. Im letzten Jahr hat das Vereinigte Königreich über 370 Millionen Pfund für Kaffee ausgegeben. Doch eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass wir immer weniger Latte oder normale Cappuccinos trinken und die Kaffeeverkäufe ihren schlimmsten Einbruch seit 2006 hatte.

Nichtdestotrotz gibt es eine steigende Zahl an unabhängigen Coffee Shops, die auf der Bildfläche erscheinen, und mehr und mehr Leute, die ihre lokalen Baristas unterstützen und die großen Giganten meiden. Das führt zu einer Fülle an aufregenden Kaffeekünstlern, die ihren eigene Geschmacksvorlieben haben und ihre Kreativität auf den Kaffeemarkt behaupten.

Die Stadt Norwich hat sich den Titel British High Street of the Year 2014 gesichert und ist auch das Zuhause von drei Kaffeeverkäufern, die als Sinnbild für den Spirit der neuen Kaffeebewegung in Großbritannien angesehen werden. MEININGER wollte mehr über ihre individuellen Mischungen und Spezialitäten herausfinden und schickte mich zum Interview mit den Experten.

 

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The Little Red Roaster ist seit 13 Jahren Teil der Szene. In einer kleinen Hütte hat er angefangen. Der Besitzer Darren Groom mit das größte Fachwissen über Kaffee in den UK und eröffnet jetzt seine dritte Filiale in der Stadt.

 

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„Spezieller Kaffee kann für Leute abschreckend sein. Wir wollten einen Ort erschaffen, an den jeder kommen kann ohne sich eingeschüchtert zu fühlen. Wir haben versucht eine entspannte Stimmung in unseren Shops zu kreieren, eine Stimmung, die nicht zu fremd ist“.

Wenn man ihn fragt, wie er in die Kaffeeindustrie kam, spricht der in Norwich geborene Darren über seine Zeit in Australien. „Kaffee war für mich etwas Neues, als ich nach Australien kam. Ein Mann in einem Pub bot mir einen Job an und ich fing an in seinem Café zu arbeiten. Zurück in den UK fingen mein bester Freund und ich an Kaffee auf dem Markt in Norwich zu verkaufen. Hauptsächlich ging es uns darum, dass wir nirgends einen Kaffee bekamen, der dem nahe kam, was wir in Australien getrunken haben“.

Je mehr ich mit Darren sprach, umso klarer wurde, dass er wirklich leidenschaftlich und voller Elan und mit einem hohen technischen Anspruch sein Handwerk ausübte. Jeden Tag veredeln Darren und sein Team ihre Mischungen, indem sie die Mischverhältnisse ändern. Für das Little Red Roaster beginnt die Suche nach dem perfekten Kaffee damit, den Bohnenbauer zu suchen und dann den passenden Röster. Als nächstes wird die Qualität des gefilterten Wasser im Shop von dem Team geprüft.

Ich habe Darren nach seiner Meinung zur britischen Kaffeekultur gefragt. „Sie wächst und wächst. Die Menschen brauchen immer einen Treffpunkt zum Socialising und zum Arbeiten. Little Red Roaster hat es sich zum Ziel gemacht das perfekte Café mit dem perfekten Kaffee zu kombinieren“.

 

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Hayley Gosling eröffnete den Coffee Shop The Window im Jahre 2010 und bekam zu ihrer Überraschung schnell den Titel des kleinsten Cafés der Welt. Sie kam mit 14 in das Gewerbe und war neulich auf der ganzen Welt unterwegs mit einem – wie sie es nennt – “café crawl“.

Ihren kleinen Laden erkennt man an den charmanten Fenstern, aus denen nach und nach mehr süße Düfte strömen, je näher man kommt. Ihr Anspruch ist es, den Kaffee weg von der Wissenschaft hin zu einer persönlichen und spirituellen Linie zu bringen.

„Für mich geht es um Glück und Wohlbefinden – obwohl der Kaffee natürlich auch superlecker schmecken muss! Es gab kaum handwerklich guten Kaffee in Norwich. Es frustrierte mich, dass die Leute schlechten Kaffee trinken mussten. Ich sah es als meine Mission den Leuten in Norwich die wunderbare Welt des Kaffees näher zu bringen“.

 

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Als ich meinen leckeren leicht gerösteten Espresso trank, erkannte ich sofort das Gemeinschaftsgefühl, das Hayley erschaffen wollte. Fremde versammeln sich um den kleinen Tisch und unterhalten sich über ihre Lieblingsfilme und Bücher und natürlich über Kaffee. Ich habe sie gefragt, warum die Leute eher die kleinen speziellen Kaffeeläden unterstützen sollen, statt die großen Ketten. „Es geht um persönliche Erfahrungen. Ich kenne die Namen meiner Gäste und weiß, was sie normalerweise trinken. Ich konzentriere mich mehr auf die Qualität des Produktes und den Service. Ich glaube, dass wir eine Nation der Kaffeetrinker werden und dass es ein kleiner Luxus ist, den man sich leitesten kann. Ein einfach Luxus, den man genießt“.

Kofra, Specialit Coffee Brewer wird als der neueste Geheimtipp in der Stadt angesehen. Der ehemalige Koch und Kaffeeenthusiast José De Léon eröffnete 2013 seinen Shop und steht für eine neue und aufregende Seite der Industrie. Kofra bietet nur Kaffee und auch nur wenige Sorten an, aber diese zeigen dir deutlich, dass du bisher nichts über Kaffee wusstest. Als ich ankam, wurde ich nach meinen Kaffeevorlieben gefragt. Danach bekam ich einen bernsteinfarbenen Kaffee mit leichter Zitrusnote aus der riesigen industriellen Filtermaschine, die er das Monstrum nennt. Ich erwarte von allen Filterkaffees, dass sie eintönig und verbrannt schmecken, aber dieser war etwas Besonderes. Er hatte ein tiefes Aroma, das perfekt zu meinen Vorlieben passte. Das Kofra-Team erschafft für jeden Gast, der zur Tür hereinkommt, eine maßgeschneiderte Kaffeeerfahrung.

 

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„Kaffee ist für den Konsumenten sehr persönlich und für mich ist es auch sehr persönlich, da ich ihn repräsentiere und dir damit eine Erfahrung schenke. Bei Kaffee kann man entweder den amerikanischen oder den italienischen Weg wählen. Um uns zu inspirieren, schauen wir nach Skandinavien. Dort gibt es leichteren Kaffee – ich glaube, das ist aufregender“.

Wenn man Jose nach dem Begriff Spezialitätenkaffee fragt, erklärt er, dass dies ein Titel ist, der von der speziellen Kaffeegesellschaft Europas verliehen wird, deren Experten Kaffee nach dem Geschmack auf einer Skala von eins bis hundert bewerten. Jede Mischung, die mit 85 oder höher bewertet wird, bekommt diese Qualifikation. Diese Auszeichnung kann für die Bauern von großem Nutzen sein, da sie so zu einem fairen Preis produzieren können und ein ethisches und nachhaltiges Business erschaffen können.

 

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Laut dem Kofra Team entwickelt sich die Kaffeekultur täglich weiter. „Unsere Kunden sind vor allem junge internetaffine Leute. Sie wissen, wann welcher Kaffee Saison hat, wo er wächst und wie er schmecken soll. Es gibt eine ganze Generation, die nach uns kommt, die die Industrie auf ein weiteres Level bringen wird“.

Die Kaffeeszene in UK floriert und ist Kaffeestaaten wie Australien und Neuseeland auf den Fersen. Wenn man den Tipps der drei Experten folgt, sollte jeder Barista sich ein paar Messbecher und Thermometer besorgen, einen guten Lieferanten für frische Kaffeebohnen suchen und anfangen zu experimentieren.

 

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